Agio

Was ist ein Agio?

Das Agio ist ein Aufgeld, das zusätzlich zum Kaufpreis oder zum Kurswert entrichtet wird. Das gilt beispielsweise für den Wertpapierhandel, Devisengeschäfte und beim Erwerb von Aktienfonds und Sachwertbeteiligungen.

Für die Erhebung des Agios gibt es je nach Anlageform unterschiedliche Gründe. Wenn eine AG neue Aktien ausgibt, wird ein Aufgeld auf den Nominalwert erhoben. Dieser Aufpreis errechnet sich üblicherweise prozentual. Beträgt der Nennwert einer neu ausgegebenen Aktie, bei der Erstemission oder im Rahmen einer Kapitalerhöhung, zum Beispiel 100 Euro und es wird ein Agio von 5 % erhoben, muss der Käufer für das Papier 105 Euro bezahlen. Wer genau nachrechnen will, für den gibt es den Agio-Rechner. Die zusätzlichen Einnahmen, die ein Unternehmen im Aktienhandel mit diesem Aufschlag erzielt, müssen als Kapitalrücklage genutzt werden, diese Verpflichtung ist im Handelsgesetzbuch (HGB) im § 272 II 1 und 2 festgeschrieben.

Das Agio für Fonds

Bei Geschäften mit offenen und geschlossenen Fonds dagegen spricht man in dem Zusammenhang von Ausgabeaufschlag. Der damit erzielte Betrag wird verwendet, um eine umfassende und kompetente Beratung zu gewährleisten. Das ist auch der Grund dafür, dass für besonders beratungsintensive Fondsprodukte ein höheres Aufgeld erhoben wird. Der beim Erwerb von Fondsanteilen vom Anleger zu entrichtende Aufschlag muss im Verkaufsprospekt ausgewiesen werden. Ein Agionachlass oder gar ein Agioverzicht ist unter Berücksichtigung der Gleichbehandlung aller Investoren gesetzlich nicht vorgesehen. Ein Abschlag vom Nennwert, das sogenannte Disagio ist sogar verboten. Den gibt es nur beim Kauf von Anleihen und bei der Aufnahme von Darlehen.

Agio, Giro, Skonto: die Sprache der Banken ist italienisch

Auch wenn die wichtigsten Handelszentren der Welt heute London, New York, Singapur, Hongkong, Zürich und Frankfurt heißen, befindet sich die Wiege des modernen Bankwesens in Italien. Darum kommen auch viele der gängigsten Bankenbegriffe von dort. Nicht nur Agio, sondern z. B. auch brutto, Diskont, Giro, Kredit, Lombardsatz, Saldo und Skonto sowie zahllose weitere gängige Fachtermini.

Sogar der Name „Bank“ leitet sich vom italienischen „Banchie“ ab. Der Ausdruck bezeichnete die Tische und Bänke, an denen die Geschäfte der Geldwechsler abgewickelt wurden. Grund für das Entstehen der Banken dort im Mittelalter war der Aufstieg der großen Handelsstädte, allen voran Venedig, Genua und Florenz. Deren erfolgreiche Geschäfte verlangten einen neuen Umgang mit dem Geld. Schon damals gab es einen florierenden Welthandel. Dessen Dreh- und Angelpunkt war für Jahrhunderte der Stiefel. Edle Stoffe, Gewürze und viele andere begehrte Waren, die aus dem Nahen Osten, Indien und China nach Europa gelangten, wurden hier umgeschlagen.

Der Fernhandel barg aber auch zahlreiche Risiken, die Handelsrouten waren mehr als unsicher. Die Händler mussten ständig fürchten, dass ihnen das zum Warenankauf mitgeführte Geld geraubt wurde. Und dann gab es auch noch das Problem mit den vielen verschiedenen Währungen. Nicht wenige Gold- und Silbermünzen, die sich die Kaufleute im Ausland einhandelten, bestanden aus minderwertigen Legierungen, die auf Anhieb kaum zu erkennen waren.

Wechsel statt Bargeld als Lösung

Die Lösung für diese Probleme war der bargeldlose Zahlungsverkehr in Form von Wechseln. So mussten die Händler und Reisenden kein Gold und keine Münzen mehr dabei haben, um ihre Waren zu bezahlen, und auch keine fragwürdigen Zahlungsmittel mehr entgegennehmen. Es brauchte nur jemanden, der diese Wechsel wieder gegen Bargeld eintauschte. Und das war die Geschäftsgrundlage für die Banken. Ein weiteres Geschäftsfeld war natürlich der Geldverleih. Die Pfandleiher nannte man damals Lombarden, auch wenn nicht unbedingt alle aus der Lombardei stammten. Daran erinnert heute noch der gängige Finanzbegriff „Lombardsatz“.

Besonders in dem Geschäft hervorgetan haben sich die Medici. Die Händlerdynastie bot schon zur Zeit der Renaissance die wichtigsten Leistungen an, die man auch heute von einer Großbank erwartet: Ein Filialnetz mit Niederlassungen im In- und Ausland, die Möglichkeit bargeldloser Zahlungstransfers und einen florierenden Wertpapierhandel. Übrigens ist auch die älteste noch existierende Bank der Welt eine italienische, die Banca Monti dei Paschi di Siena . Sie wurde im Jahr 1472, zwei Jahrzehnte vor der Entdeckung Amerikas, in Siena gegründet und mit tatkräftiger Unterstützung der EZB wird sie auch noch einige weitere Geburtstage erleben.

Weiterführende Links

Handelsgesetzbuch (HGB)
Spiegel – Geschichte: Handel im Mittelalter
Handelszentren der Welt 
Banca Monti dei Paschi di Siena